Sparen ist gut – Bauen ist besser


    Die Stimme der KMU und der Wirtschaft


    (Bild: zVg) Henrique Schneider

    Die Schweiz läuft in eine Strom-Mangellage hinein. Um sie abzuwenden, sollen alle Strom sparen. Das ist gut. Das reicht aber nicht aus. Wichtig ist, mehr Anlagen zur Produktion von Strom zu bauen.

    Am Mittwoch, dem 31. August appellierte der Bundesrat an die Bevölkerung. Stromsparen heisst die Devise. Man soll mit Deckel kochen, weniger warm duschen und das Licht ausschalten. Der Gaskonsum soll um 15 Prozent gedrosselt werden. Der Stromkonsum auch. Eine Zahl nannten die Amtspersonen keine. Aber in Bundeskreisen spricht man von 10 Prozent.

    Gegen Stromsparen hat niemand etwas einzuwenden. Die Schweiz ist sogar eines der sparsamsten Länder auf der Welt. In Europa ist sie hinter Irland auf Platz zwei auf dem Podest der energieeffizientesten Staaten.

    Wer aber meint, mit Stromsparen lasse sich die Mangellage abwenden, irrt sich. Die Schweiz hat hier nämlich zwei Probleme: Einerseits steigt der Stromverbrauch. E-Mobilität und Digitalisierung lassen grüssen. Andererseits gibt es immer weniger Anlagen, die Strom produzieren. Die Kernkraftwerke werden vom Netz geholt. Die Wasserkraftwerke speisen weniger ein. Windkraft wird fast nicht gebaut. Nur die Photovoltaik wird ausgebaut – aber sehr wenig.

    Wenn der Bundesrat jetzt für zehn Millionen Franken Sparappelle macht, ist es ein Tropfen auf dem heissen Stein. Denn bis zum Jahr 2050 fehlen der Schweiz 40 Terawattstunden Strom. Zum Vergleich: Heute produziert sie insgesamt 60 Terawattstunden. Das heisst, zwei Drittel der heutigen Produktionskapazität muss zugebaut werden.

    Wo klemmt’s? Man wundert sich kaum. Die langwierigen Bewilligungsverfahren sind die Hauptursache für den fehlenden Ausbau. Kleine Anlagen im Haushaltsbereich warten zwei bis drei Jahre für eine Bewilligung. Grosse Anlagen wie Wasserkraftwerke oder Windparks warten etwa zehn – einige sogar über 20 Jahre. Die Bürokratie, insbesondere die Möglichkeiten der rechtlichen Einsprachen, sind grosse Hürden.

    Um den Ausbau der Stromproduktion zu forcieren, müssen die Bewilligungsverfahren radikal vereinfacht werden. Nur das verhindert eine Mangellage. Und wie vereinfacht man radikal? Erstens: Die Bewilligungspflicht für Kleinanlagen in Landwirtschafts-, Gewerbe- und Bauzonen muss weg. Man soll einfach bauen können. Zweitens: Bei den Bundes-Grosskraftwerken sind die Einsprachen auszusetzen. Diese Vereinfachung betrifft etwa 30 Wasser- oder Windkraftwerke.

    Diese zwei Ideen stützen sich sogar auf einen Volksentscheid. Die Energiestrategie 2050 gibt Ausbauziele vor, welche derzeit meilenweit verfehlt werden. 58 Prozent der Volkes hat sich für die Strategie ausgesprochen. Also: Bis die Ziele erreicht sind, muss radikal entbürokratisiert werden.

    Ohne zusätzliche Stromproduktionsanlagen nützt alles Sparen nicht. Selbst wenn die bundesrätlichen Appelle diesen Winter funktionierten, steht das Land in einem Jahr vor derselben Diskussion. Und im nächsten Jahr ebenso.

    Wie so oft bremst die Bürokratie die Schweizer Wirtschaft aus! Dabei wäre der Ausweg aus der Strommangellage einfach und nachhaltig. Strom sparen ist schon in Ordnung. Stromproduktionsanlagen zu bauen, ist aber viel effizienter.


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    Zur Person:
    Henrique Schneider ist Verleger der Umwelt Zeitung. Der ausgebildete Ökonom befasst sich mit Umwelt und Energie aber auch mit Wirtschafts- und internationaler Politik.

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