Einen Nachmittag lang Milchtechnologe sein
In der Zentralschweiz führten kürzlich neun Käsereien – von der kleinen Dorfkäserei bis zum Grossbetrieb – Informationsveranstaltungen für Jugendliche durch. Die Schülerinnen und Schüler lernten Lernende kennen, stellten Fragen an Betriebsleiter und erfuhren, welche Weiterbildungschancen Milchtechnologen heute haben.
Im Vorfeld der Informationsnachmittage wurden die Jugendlichen aufgefordert, gutes Schuhwerk oder Gummi-Stiefel mitzubringen. Als Ziel stand somit fest: Den Beruf des Milchtechnologen unter Einbezug aller fünf Sinne persönlich kennenzulernen. An der Organisation der Informationsnachmittage nahmen verschiedenste Betriebe teil – Dorfkäsereien wie die Chäs-Hütte Rust in Walchwil bis zum Schwyzer Milchhuus mit über 50 Mitarbeitenden. Unabhängig von ihrer Betriebsgrösse verband sie der Wille, gemeinsam dem Nachwuchsproblem aktiv entgegenzuwirken.
Jugendliche vor einem wichtigen Entscheid
Insgesamt nutzten rund 60 Jugendliche die Chance, den Beruf des Milchtechnologen oder der Milchtechnologin besser kennenzulernen. Allesamt stehen sie kurz vor ihrer Berufswahl. Um diesen wegweisenden Entscheid treffen zu können, benötigen sie umfassende Informationen über ihre beruflichen Möglichkeiten. Im vergangenen November haben sie deshalb mit ihren Schulklassen an der Zentralschweizer Bildungsmesse ZEBI teilgenommen. Am Stand der Milchwirtschafter haben sie sich über den Beruf des Milchtechnologen informiert und interessierten sich für den Berufsinfotag.
Milchprodukte selber erzeugen und degustieren
Einerseits erhielten die Jugendlichen theoretische Hintergrundinformationen – dies in Form von Kurzpräsentationen und Führungen durch den Betrieb zu Ausbildung und Beruf. In einigen Betrieben konnten sie zudem bei einzelnen Produktionsabläufen selbst Hand anlegen und das Resultat ihrer Arbeit anschliessend degustieren. Weiter lernten sie die Lernenden der Betriebe persönlich kennen und erfuhren von ihnen aus erster Hand, wie der Alltag der Milchtechnologen aussieht. Der vielseitige Beruf des Milchtechnologen wurde den Jugendlichen somit spielerisch nähergebracht. Als Erinnerung an den Tag wurden sie grosszügig mit betriebseigenen Milchprodukten beschenkt.
Joghurt aus echten Nidlezältli
Unweit vom Lauerzersee liegt die Produktionsstätte des Schwyzer Milchhuus. Das urschwyzer Traditionsunternehmen, das 1899 gegründet wurde, wird von der Familie Reichmuth bereits in der vierten Generation geführt. Ein 50-köpfiges Team verarbeitet jährlich 25 Mio. kg Milch zu Pastmilch und diversen Käsesorten. Wie die Produkte entstehen und schmecken, waren wichtige Themen am Anlass. Spektakulär: das Joghurtsortiment des Schwyzer Milchhuus. Neben Stachelbeeren, Vermicelles und Omas Apfelkuchen gehört auch die Geschmacksrichtung Nidlezältli dazu. Wie Martin Herzig, stellvertretener Geschäftsführer, erklärte, wird es als erstes Joghurt mit echten Nidlezältli produziert. Nur die Anreicherung mit echten Nidlezältli-Stücken sei noch nicht gelungen; durch den hohen Zuckergehalt lösen sich die Stücke in der Joghurtmasse auf. So schnell gibt man sich im Schwyzer Milchhuus jedoch nicht geschlagen und tüftelt weiter. Chemische Prozesse machen einen wichtigen Bestandteil des Berufs des Milchtechnologen aus. Das macht den Beruf sehr vielseitig, wie Franziska Schnüriger betonte; sie ist beim Schwyzer Milchhuus im dritten Lehrjahr als Milchtechnologin tätig.
Ein Alpbetrieb als Berufsziel
Auch die Chäs-Hütte Rust, idyllisch über Walchwil gelegen, ist ein traditionsreiches Unternehmen. Der 70-jährige Familienbetrieb wird von André Rust bereits in der dritten Generation geführt. Sein Thema am Informationsnachmittag: die Butterproduktion. Die aus frischem Rahm herstellte Butter brachte Rust im Anschluss direkt in den betriebseigenen Laden, wo sie zum Verkauf steht. Der Lernende Reto Rütimann erzählte, dass er in Zukunft am liebsten selbstständig sein und eigene Entscheidungen fällen möchte, idealerweise in einem Alpbetrieb. Die besonderen Chancen des Berufs sieht er in den vielfältigen Weiterbildungen und beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Neben der Möglichkeit, als Milchtechnologe weiterzuarbeiten, könne man beispielsweise auch im Labor einer grossen Käserei, als Lehrlingsausbildner oder gar Chef seines eigenen Betriebs tätig sein.
Den Beruf schmackhaft gemacht
An den Berufsinformationstagen haben sich die teilnehmenden Betriebe somit ins Zeug gelegt, ihre Arbeit beim Nachwuchs bekannt und ihnen schmackhaft zu machen. Da der Beruf des Milchtechnologen in der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist, stellt dies einen wichtigen Bestandteil der Nachwuchsförderung dar. Der direkte Erfolg der Offensive der Zentralschweizer Käsereien und milchtechnologischen Betriebe wird sich in den künftigen Bewerberzahlen und vergebenen Lehrstellen offenbaren. Einige Betriebe haben bereits gemeldet, dass sich aus den Informationsnachmittagen Anmeldungen zu Schnupperwochen ergeben hätten – mit ein bisschen Glück werden die Schnuppernden zu zukünftigen Lernenden.
pd